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Anna Loos besucht Hilfsprojekt in Äthiopien

Fünf Euro retten ein Kinderleben

07.12.2023
Nura und Joseph zeigten Anna Loos ihr Heimatdorf
Nura und Joseph zeigten Anna Loos ihr Heimatdorf Foto: SARAH MÜLLER

Der Krieg hat viele Dinge nach Sasso gebracht, nichts davon ist gut. Tod, Zerstörung und Hunger, dazu Krankheiten wie Masern, Röteln und Keuchhusten.

Geht es um Krieg, dann denken die Menschen an die Ukraine und an Gaza. Doch auch im Norden Äthiopiens tobte bis vor Kurzem ein blutiger Konflikt, bis zu 700 000 Menschen kamen ums Leben.

Schauspielerin und Sängerin Anna Loos (53) hat sich für BILD hilft e.V. „Ein Herz für Kinder“ auf den Weg in diese von der Welt vergessene Gegend gemacht, wo seit Jahren keine Hilfe ankommt. Darunter leiden vor allem die Schwächsten: die Kinder von Afar.

Nur eine holprige, staubige Straße führt zum Dorf Sasso, das nicht mehr als eine Ansammlung kleiner Hütten ist.

Karg, trocken und von Dürren geprägt war die Afar-Region im Norden Äthiopiens schon immer. Nirgendwo sonst im Land sterben mehr Kinder, bevor sie fünf Jahre alt sind.

Seit drei Jahren warten die Menschen in Sasso auf Hilfe. Dabei schweigen die Waffen schon seit fast einem Jahr, nachdem Rebellen aus der Nachbarregion Tigray Dorf um Dorf überfallen hatten. Internationale Hilfe hat es noch nicht bis hierher geschafft. Jetzt kommen schon alte Kinderkrankheiten wie Masern oder Röteln zurück.

Nura (9) empfängt Anna Loos. Sie möchte dem Gast aus Deutschland zeigen und erklären, wie ihre Familie lebt: in einer kargen Hütte aus Ästen und Zweigen, eine dünne Folie dient als Dach. In der Hütte liegt eine Matte, auf der die Familie schläft, daneben eine verrußte Feuerstelle.

Foto: SARAH MÜLLER

Als der Krieg nach Sasso kam, lief Nura mit ihren drei Geschwistern und der Mutter um ihr Leben. Sie versteckten sich in den nahen Bergen, nur der Vater kam nicht mit. Er wollte sein Dorf verteidigen. Nuras Vater starb im Kugelhagel, nur 200 Meter vom Zuhause der Familie entfernt. Bis heute können die Kinder darüber nicht sprechen. Nuras kleiner Bruder Joseph (7) ruft nachts im Schlaf nach seinem Vater.

„Hier fehlt es an allem. Die Kinder dieser Familie sind durch den Tod des Vaters und den Krieg schwer traumatisiert“, sagt Anna Loos. „Die Afar-Region ist eine der ärmsten der Welt und durch den Bürgerkrieg haben sich die Lebensbedingungen für die Menschen drastisch verschlechtert. Es tief erschütternd zu sehen, wie die Familien und ihre Kinder hier leben müssen. Hier müssen wir helfen.“

Dass in Sasso überhaupt noch Menschen leben, liegt vor allem an Valerie Browning (73). Seit 50 Jahren lebt die australische Krankenschwester in Äthiopien. Sie hilft den Menschen mit ihrer Hilfsorganisation APDA wo sie nur kann. Für Kinder wie Nura ist Schwester Valerie die einzige Hoffnung.

„Die Situation der Kinder hier ist hochdramatisch“, sagt die Krankenschwester. „Immer mehr von ihnen werden mit Behinderungen geboren. Sie sterben an Masern oder Lungenentzündungen. Die Kinder und ihre Mütter brauchen Hilfe, so schnell es geht.“

Ihre Hilfsorganisation hat mit Unterstützung der Diakonie Katastrophenhilfe aus Deutschland ein Programm gestartet, um Kinder wie Nura medizinisch zu versorgen. Auf Kamelen bringen Helfer einen hochwirksamen Mehrfachimpfstoff direkt zu den Menschen. Fünf Euro kostet die Impfung pro Kind, sie schützt gegen zehn Krankheiten, darunter auch Masern und Keuchhusten.

Krankheiten, an denen im Jahr 2023 kein Kind mehr sterben müsste, nirgendwo auf der Welt.

Themen: Äthopien Gesundheit