Prof. Tsokos, Leiter der Rechtsmedizin der Charité bietet Fortbildungen zum Thema Kindesmisshandlung als präventive Maßnahme an.
Laut polizeilicher Kriminalstatistik versterben in Deutschland jede Woche 3 Kinder infolge von Misshandlungen, 70 Kinder bedürfen medizinischer Hilfe nach Misshandlungen. Das sind lediglich die polizeilich bekannten Fälle. Seriöse Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen 200 000 und 1 440 000 Kinder im Jahr in Deutschland von Gewalt betroffen sind.
Video: Misshandlungen von Kindern in Deutschland
[jwplayer player=“1″ mediaid=“39393″]Obwohl das Thema Kindesmisshandlung zunehmend seinen Weg in die breite Öffentlichkeit findet, herrscht eine kaum zu begreifende Ahnungslosigkeit nicht nur im Umgang (Management, Prozedere bei Verdacht) mit misshandelten Kindern und ihren Eltern, sondern auch im Erkennen eindeutiger oder weniger eindeutiger Misshandlungszeichen bei Kindern.
Trotz eindeutigem Bedarf gibt es keine entsprechenden Angebote von Fortbildungen. Das Thema ist nicht im Lehrplan des medizinischen Fachpersonals wie Rettungsassistenten, Kinderkrankenschwestern, Kinderärzten vorgesehen, noch ist es Bestandteil der Ausbildung in den Sozialwissenschaften für Personen, die später im Rahmen der Jugendhilfe in den Familien arbeiten.
Nach der Veröffentlichung des von Prof. Tsokos (Leiter der Rechtsmedizin der Charité in Berlin) und seiner Kollegin Dr. Saskia Etzold veröffentlichten Buchs „Deutschland misshandelt seine Kinder“ kam es zu zahlreichen Anfragen für Fortbildungsveranstaltungen zu diesem Thema von den unterschiedlichsten mit der Thematik befassten Berufsgruppen.
In über 60 Fortbildungen konnten Besucher bislang zum Thema „Erkennen von Misshandlungen“ erfolgreich geschult werden.
Außerdem konnte in mehreren wissenschaftlichen Publikationen sowie Flyern und Kittelkarten, das Erkennen und Vorgehen bei Verdacht auf Kindesmisshandlung allgemein verständlich dargestellt werden.
Es hat sich gezeigt, das mit reichlich Bildmaterial und Schemazeichnungen zur Erklärung von Verletzungsentstehungen, ein klarer Blick für das Erkennen von Misshandlungen ausgebildet werden kann.
Derzeit können diese Fortbildungen jedoch nur in Berlin und im nahen Umland erfolgen. Zwar gibt es zahlreiche Anfragen aus dem gesamten Bundesgebiet, die jedoch aus finanziellen Gründen nicht geplant oder berücksichtigt werden können.
Aktuell werden die Fortbildungen ausschließlich ehrenamtlich von Prof. Tsokos und Mitarbeitern der Rechtsmedizin durchgeführt. Auch kümmert sich eine von ihm privat finanzierte Vollzeitstelle in der Rechtsmedizin anteilig um die Planung und Organisation der Veranstaltungen.
Jetzt soll es dazu ein bundesweites Angebot geben mit verschiedenen Referenten, um denen, die mit den betroffenen Kindern Kontakt haben, Werkzeuge in die Hand zu geben und konkrete Hinweise zum Fall-Management anhand von Fällen aus der Praxis aufzuzeigen. So soll der diagnostische Blick geschärft werden, die misshandlungstypischen und unfallbedingten Verletzungen differenzieren zu können.
40 Fortbildungen im Jahr sollen in den nächsten 3 Jahren stattfinden. Damit diese durchgeführt werden können, unterstützt „Ein Herz für Kinder“ Prof. Tsokos bei seinem Vorhaben