Auch im reichen Deutschland gibt es zwei Welten. In der nicht so bunten, oft gar nicht heilen Welt helfen Einrichtungen wie das Kinder- und Jugendzentrum in Köln-Meschenich.
Auch im reichen Deutschland gibt es zwei Welten. In der einen überschütten Eltern ihre Kinder mit Liebe, Fürsorge und Weihnachtsgeschenken. In der anderen reicht das Geld nicht einmal für ein warmes Mittagessen. In dieser nicht so bunten, oft gar nicht heilen Welt helfen Einrichtungen wie das Kinder- und Jugendzentrum in Köln-Meschenich. Hier, nur 13 Kilometer südlich der vorweihnachtlich glitzernden Innenstadt, stehen verfallene Wohnblocks, die Einkommen sind niedrig, die Arbeitslosigkeit ist hoch. Im Jugendzentrum finden 150 Kinder aus der Nachbarschaft Zuflucht, können Hausaufgaben machen und Freunde treffen. Sie bekommen Winterkleidung und eine warme Mahlzeit. Emily und ihre Freundin Ayse (beide 9) kommen seit der ersten Klasse her. „Es gibt hier in der Gegend schlimme Häuser, in denen perverse Menschen wohnen“, erzählt Emily, während sie neben ihrer Freundin auf der Schaukel sitzt. Kriminalität, Drogen, Gewalt sind Alltag in Meschenich. Wenige Kilometer entfernt steht eine Reihe von Wohnwagen, in denen Prostituierte auf ihre Freier warten. Es ist keine Welt für Kinder. „Ich wünsche mir zu Weihnachten, dass ich für immer ins Jugendzentrum kommen darf“, sagt Emily. „Viele Kinder kommen aus problematischen Familienverhältnissen. Die Eltern haben finanzielle Schwierigkeiten, sind erkrankt, haben existenzielle Probleme“, sagt Azbiye Kokol (45), die Leiterin der Einrichtung. Die Armut nimmt den Eltern nicht nur jede finanzielle Möglichkeit, sondern manchmal auch die Energie, sich um die eigenen Kinder zu kümmern. Viele Kinder gehen hungrig ins Bett oder kriegen morgens kein Frühstück. Andolina und ihre Freundin Ibtisam (beide 8) springen Trampolin, als der Fotograf ein Bild von ihnen macht. Gleich wollen sie sich die Kamera schnappen und selbst fotografieren. Auch Walter (15) und sein Kumpel Vini (15) kommen dazu. Vini träumt davon, Kameramann bei RTL zu werden und einmal nach Los Angeles zu reisen. „Das Jugendzentrum ist mein zweites Zuhause“, sagt er. Jungs wie er und Walter kommen oft bis Mitte 20 her, wenn sie eigentlich schon viel zu alt für eine Betreuung sind. Aber ein Zuhause verlässt man eben nicht so schnell. Damit die Kinder das Haus besuchen können, müssen die Eltern 25 Euro pro Monat zahlen. Doch viele können das nicht. Zwar deckt die Stadt Köln den Mindestbedarf, doch die Einrichtung ist auf Spenden angewiesen, um allen Kindern jeden Tag wenigstens eine warme Mahlzeit pro Tag zu kochen. Ständig haben die Betreuer Angst, dass das Geld nicht reicht. BILD hilft e.V. „Ein Herz für Kinder“ unterstützte das Jugendzentrum. So konnten Räume ausgebaut und renoviert werden, in denen die Kinder jetzt Hausaufgaben und Musik machen können. Berdan (7) lernt gerade Gitarre, zupft ein paar Akkorde. Was er sich zu Weihnachten wünscht? Berdan überlegt lange. „Alles kostet Geld“, sagt der kleine Junge und guckt frustriert auf das geliehene Instrument. Dann ist es 16 Uhr. Zeit den Rucksack zu packen und sich auf den Nachhauseweg zu machen. Es ist dunkel und kalt. Viele der erst Sechs- oder Siebenjährigen gehen alleine los. Sie wissen, dass sie nicht warten müssen. Es wird auch heute niemand kommen, um sie abzuholen.