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Johannes B. Kerner besucht Projekt in Guatemala

Juan (10) will Hammer endlich gegen Stift tauschen

07.12.2023
Ein Herz für Kinder Dreharbeiten Quetzaltenango Guatemala 
Johannes B. Kerner Projekt Steinbruch-Kinder in Guatemala
/ P-Tag: 2023-12-03 / *** Local Caption *** Ein Herz für Kinder Dreharbeiten Quetzaltenango Guatemala
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Ein Herz für Kinder Dreharbeiten Quetzaltenango Guatemala Johannes B. Kerner Projekt Steinbruch-Kinder in Guatemala / P-Tag: 2023-12-03 / *** Local Caption *** Ein Herz für Kinder Dreharbeiten Quetzaltenango Guatemala _Q0A0671.jpg Foto: Kindernothilfe

Guatemala-Stadt – Der Hammer ist fast so groß wie der Junge, der ihn in den Händen hält. Immer wieder schlägt der Junge damit auf den Felsbrocken ein. Einhundert, zweihundert Mal – dann hat Juan (10) den Fels besiegt. Und dann geht es von vorn los. Der nächste Fels, derselbe Junge.

Wir sind in Quetzaltenango (schon die Mayas nannten den unaussprechlichen Ort kurz Xela), gut 200 Kilometer von Guatemala-Stadt entfernt, auf rund 2300 Metern Höhe gelegen. Dutzende Steinbrüche reihen sich in der grünen Berglandschaft Mittelamerikas aneinander, klaffen wie Wunden in den Hügeln.

Überall arbeiten Kinder. Mädchen und Jungs, viele noch jünger als Juan.

„Das ist kaum zu ertragen“, sagt Johannes B. Kerner (58). Der ZDF-Moderator ist mit BILD hilft e.V. „Ein Herz für Kinder“ nach Xela gefahren, schon lange unterstützt er die Arbeit der Kindernothilfe. Ihr Ziel hier: Die Kinder raus aus dem Steinbruch und rein in die Schule zu bringen.

Es ist der Weg in eine bessere Zukunft. Der einzige in diesem armen, von Korruption und Gewaltkriminalität zerfressenen Land.

Die Arbeit im Steinbruch ist gefährlich, oft gibt es schwere Verletzungen.

Juan hat bisher Glück gehabt. „Mich hat es noch nie schwer erwischt. Ein paar Abschürfungen, ja, das passiert. Mama klebt dann ein Pflaster drauf und weiter geht es.“

Als Juan das erzählt, schreit der Junge neben ihm auf. Tränen schießen aus seinen Augen, er krümmt sich vor Schmerz. Der Junge ist mit dem Vorschlaghammer abgerutscht, sein Turnschuh ist zerfetzt, die nackten Zehen ragen aus der Kappe, blutverschmiert. Ein Erwachsener spült die Wunde mit Wasser aus. Das muss reichen. Von Mitleid kann sich hier keiner was kaufen.

Am nächsten Tag ist der Junge wieder bei der Arbeit – mit dem kaputten Schuh, einem Verband um die Zehen und seinem Hammer.

„Kein Kind auf der Welt sollte diese Arbeit machen müssen. Kinder sind Kinder, haben ein Recht auf Kindheit – zu spielen, unbeschwert zu sein und zu lernen“, sagt Kerner im Steinbruch. Juan holt mit dem Riesen-Hammer aus, schlägt ihn wieder auf den Felsbrocken.

Jeden Morgen läuft Juan eine Stunde zur Arbeit im Steinbruch. Unterwegs begegnet er Kindern in seinem Alter. Sie tragen bordeauxfarbene Pullis, die Mädchen Röcke mit Karomuster, Rucksäcke mit Comic-Motiven. Die meisten Jungen und Mädchen haben Vater oder Mutter an der Hand. Sie gehen zur Schule, Juan muss Geld verdienen.

Die Kluft zwischen arm und reich ist extrem in Guatemala. Hier verläuft sie entlang der staubigen Straße zum Steinbruch.

Mehr als jedes zweite Kind lebt hier in Armut, jedes sechste oder siebte in extremer Armut. Juans Eltern können sich keine Schuluniform leisten, und sie brauchen das Geld, das Juan im Steinbruch verdient.

Umgerechnet drei Euro bringt ihr Sohn heim, wenn er acht Stunden Steine geklopft hat.

Es gibt keine Maschinen im Steinbruch; die Maschinen sind die Kinder.

Seit einem Jahr besucht Juan das „Ceipa“-Programm der Kindernothilfe. Hier bekommt er eine Chance für die Zukunft: Nachmittags lernt er Lesen, Schreiben, Rechnen. Er lächelt, als er davon erzählt: „Mathe ist mein Lieblingsfach.“

Maria (7) ist noch viel kleiner als Juan, sie arbeitet auch schon im Steinbruch. Sie schleppt die Brocken, die Juan aus den Felsen geschlagen hat, zu einem wackeligen Lkw, der das Material dann abtransportiert.

Auch Maria darf mittlerweile lernen. Sie erzählt Johannes B. Kerner, dass sie an der Schule alles mag: „Sogar die Hausaufgaben!“ Abends ist das Mädchen, das bei uns gerade aus dem Kindergarten käme, hundemüde vom Steine schleppen. Trotzdem: „Ich will fleißig lernen, dann kann ich später vielleicht als Haushälterin arbeiten.“

Es ist kein Traum, kein Herzenswunsch – es ist ein Plan. Die Steinbruch-Kinder von Xela träumen nicht, dafür sind die Nächte hier oben in den Bergen zu kurz und zu kalt.

Maria schläft auf einer Matratze, aus dem Lehmboden kriecht die Kälte.

„Ein Herz für Kinder“ und die Deutsche Kindernothilfe möchten eine neue Schule bauen. Für die Kinder aus den Steinbrüchen – für Kinder wie Maria.

Johannes B. Kerner, der am 9. Dezember die große ZDF-Gala „Ein Herz für Kinder“ moderieren wird, ist schockiert vom Schicksal der Kinder von Xela: „Sie brauchen Stifte, Papier, eine Tafel statt Steine und Hammer – nur dann haben sie wenigstens eine Chance.“

Sein Appell: „Bitte helfen Sie!“

Themen: Gala Guatemala Johannes B. Kerner Kinderarbeit