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Indien

Schule für Kinderarbeiter erweitert

20.08.2014

Durch die Hilfe von „Ein Herz für Kinder“ wurde die Prachodana Bridge School für Kinderarbeiter in Hassan (Indien) ausgebaut.

Die Überwindung von Kinderarbeit ist weiterhin eine große Herausforderung weltweit. Dabei hat Indien die höchste absolute Zahl an Kinderarbeitern. So wird geschätzt, dass 12,6 Millionen Kinder in Indien zwischen 5 und 14 Jahren im formalen Sektor arbeiten. Bis zu 43 Millionen mehr Kinder dürften im informellen Sektor arbeiten, d.h. in Kleinstbetrieben, als Haushalts- oder Erntehelfer.

Armut und Arbeitslosigkeit zwingt die Ärmsten, saisonal auf der Suche nach Arbeit abzuwandern und bei Ernteeinsätzen oder im Straßenbau ihr Einkommen zu verdienen. Die Kinder werden oftmals mangels von Alternativen über Monate mit auf die Felder oder die Baustellen mitgenommen. Dort werden sie bereits als Kleinkinder bei leichteren Arbeiten als Helfer eingesetzt: Jungen und Mädchen werden in der Bergbauindustrie, auf Plantagen, Baustellen, in der Landwirtschaft oder auch als Küchenhilfen beschäftigt, oftmals unter schwierigsten Bedingungen.

Arbeitsbedingte Missbildungen und Krankheiten, Unterernährung sowie eine deutlich reduzierte Lebenserwartung sind oftmals die direkte Folge.

Für ehemalige Kinderarbeiter wurde 2004 das Prachodana Bridge School Centre als Brückenschule geründet.

Das Brückenschulkonzept ist ein Angebot, das sich an ehemalige Kinderarbeiter – einschließlich Kinder, die als Bettler und Müllsammler arbeitenen – richtet.

Zunächst werden die Kinder aus ihren jeweiligen Arbeitsverhältnissen „befreit“, indem Mitarbeiter ihrer indischen Partnerorganisation Eltern bzw. Arbeitgeber überzeugen, die Kinder aus dem Arbeitsverhältnissen zu entlassen und wieder in den Regelschulunterricht zu integrieren. Zum Teil geschieht dies auch mit Hilfe der Polizei, wenn Kinder aus illegalen Arbeitsverhältnissen befreit werden müssen.

Da diese Kinder teilweise nie die Schule besucht haben oder aber über Monate und Jahre hinweg nicht zur Schule gegangen sind, werden sie in der Brückenschule durch intensiven Nachhilfeunterricht an ihr jeweiliges Jahrgangsniveau herangeführt und dann wieder eingeschult. In dieser Zeit leben sie in der Brückenschule, da ansonsten die Gefahr zu groß wäre, dass sie wieder in Arbeitsverhältnisse abgleiten. Erst wenn die Kinder wieder dauerhaft in den Regelschulunterricht integriert sind und gute Leistungen erbringen, werden sie schrittweise wieder in ihre Heimatdörfer und Familien zurückgeführt.

Daher muss das pädagogische Konzept oftmals auf den Einzelfall abgestimmt werden. Da gerade Mädchen oftmals Gewalt und z. T. auch Missbrauch in ihren Arbeitsverhältnissen erlebt haben, müssen sie teilweise zusätzlich psychologisch betreut werden.

Neben dem Lernen kommt in der Brückenschule aber auch die Förderung der Talente der Kinder, mit Sport, Tanz, Musik nicht zu kurz, um ein Stück Kindheit und die Entfaltung ihrer jeweiligen Talente zu ermöglichen.

Die Karl Kübel Stiftung setzt in dieser Einrichtung auch Freiwillige aus Deutschland ein, die für die Kinder Englisch- und Computerkurse anbieten. Die Dauer des Aufenthaltes vor Ort beträgt jeweils 7 – 8 Monate.

Bislang konnte das Zentrum 35 Kinder aufnehmen. Um noch mehr Kinderarbeiter betreuen zu können, wurde das Zentrum auch mit Unterstützung von „Ein Herz für Kinder“ erweitert. Nun können hier 70 Kinder leben und lernen und wieder ein Stück normale Kindheit erleben.

Themen: Kinderarbeit Kinderschutz