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Philippinen

(Über-)Leben in den Wasser-Slums von Manila

Charles fischt im Hafenbecken nach Plastikmüll
Foto: Talpa
Charles fischt im Hafenbecken nach Plastikmüll Foto: Talpa

30.000 Menschen leben im Wasser-Slum von Manila, die Kinder fischen für ein paar Cent nach Plastikmüll

Das Elend ist groß, es schwimmt, es stinkt. Die Bewohner in Manilas größtem Slum Tondo haben ihre Hütten auf Müllbergen am Wasser gebaut. Hier gibt es kein sauberes Trinkwasser, keinen Strom, keine sanitären Einrichtungen. Nur bittere Armut. Die Menschen überleben, indem sie Plastikabfall aus dem völlig vermüllten Hafenbecken und den Kanälen fischen und zur Wiederverwertung verkaufen – auch die Kinder müssen dabei mithelfen und im Brackwasser tauchen.

Eine alte Kühlschranktür dient dem Jungen als Schwimmbrett zum MüllfischenFoto: Hartmut Schwarzbach/missio
Eine alte Kühlschranktür dient dem Jungen als Schwimmbrett zum Müllfischen Foto: Hartmut Schwarzbach/missio

In dieser schwer verseuchten Kolonie leben rund 30.000 Menschen, mehr als die Hälfte sind Kinder und Jugendliche. Aufgrund der giftigen Dämpfe und des schmutzigen Wassers leiden viele von ihnen unter Atemwegserkrankungen, Tuberkulose, Haut- und Darmkrankheiten. Die Kindersterblichkeit ist hoch, die ärztliche Versorgung kaum vorhanden.

Ein Mitarbeiter von missio hilft zwei Kindern aus dem BrackwasserFoto: Hartmut Schwarzbach/missio
Ein Mitarbeiter von missio hilft zwei Kindern aus dem Brackwasser Foto: Hartmut Schwarzbach/missio

Der Verein missio des Internationalen Katholischen Missionswerks hilft vor Ort und hat „Ein Herz für Kinder“ um finanzielle Unterstützung gebeten, der wir sehr gern zugestimmt haben.

Geplant ist jetzt ein Tagesbetreuungs- und Ernährungszentrum „Shelter of Joy and Feeding Centre“ direkt im Wasserslum Tondo sowie ein Fahrzeug für die Einrichtung. In diesem Gemeindezentrum werden die Kinder tagsüber versorgt, erhalten gesunde, ausgewogene Ernährung und werden – wenn nötig – ärztlich betreut. Nach dem Frühstück, das die Kinder im Zentrum erhalten, werden sie mit einem kleinen Bus in die Schule gefahren und wieder abgeholt. Nach dem Mittagessen haben sie dann im Zentrum Zeit und Platz zum Lernen, Ausruhen und Spielen.

Charles zwischen Müll im HafenbeckenFoto: Hartmut Schwarzbach/missio
Charles zwischen Müll im Hafenbecken Foto: Hartmut Schwarzbach/missio

Schauspielerin Barbara Wussow reiste für „Ein Herz für Kinder“ nach Manila auf die Philippinen. Vor Ort traf sie den siebenjährigen Charles. Der Junge sucht jeden Tag im Hafenbecken nach Plastikflaschen, die er für ein paar Cent an Recyclinghändler verkauft. Das Schulgeld für Charles und seine Schwester Guisette können die Eltern nicht aufbringen.

Barbara Wussow: „Die Kinder leben unter unvorstellbaren Bedingungen. Die Hütten sind winzigste Wellblechverschläge, über dem Wasser gebaut. Darunter wabert eine Suppe von Dreck und Schmutz und Exkrementen. Ich glaube, der ganze Abfall der Welt schwimmt dort rum.“

In Tondo traf Barbara Wussow auf die philippinische Ordensschwester Mary John Mananzan. „Es ist wohl der dreckigste Ort der Welt“, berichtete Schwester Mary John. „Wir müssen etwas gegen diese menschliche Tragödie unternehmen und diesen Kindern helfen“, appelliert Schwester Mary John, die mit Hilfe von Ein Herz für Kinder und missio das große Hilfsprogramm umsetzen wird.

Barbara Wussow mit Guisette auf dem Arm und Schwester Mary an der SeiteFoto:Talpa
Barbara Wussow mit Guisette auf dem Arm und Schwester Mary an der Seite Foto:Talpa

Auch auf der großen „Ein Herz für Kinder“-Gala 2018 wurde das Projekt von Schwester Mary vorgestellt und gemeinsam mit Schauspielerin Barbara Wussow berichteten die beiden Frauen von der tragischen Situation vor Ort.

Die Kolonie im Slum Tondo wird im Volksmund absurderweise „Happyland“ genannt. Der Name ist irreführend – er stammt nicht aus dem Englischen, sondern leitet sich von dem Wort hapilan, übersetzt stinkender Müll, eines lokalen Dialekts ab. Denn nach Glück sucht man in Happyland bislang vergeblich.

Themen: Erkrankung